Vom winzigen Samenkorn zur Möhre

Oval, klein und hellbraun – so sehen sie aus, die Samen aus denen die uns bekannten Möhren heranwachsen. Sie sind zudem leicht, denn um nur ein Gramm Saatgut zu erhalten müssen etwa 1.000 Körner auf die Waage gelegt werden. Doch woher kommen die Samen, die man für den Anbau von Karotten benötigt?


Möhrenblüten kennt kaum jemand

An den Pflanzen auf den Feldern sieht man weder Blüten noch Samen. Meist wird die Karotte geerntet, bevor sie überhaupt zu blühen beginnt, denn dann schmeckt sie am besten. Erst im zweiten Jahr bildet die Möhre ihre Blüten, die aus weißen vielblütigen Köpfen bestehen. Deshalb sind Blütenbestände meistens nur bei Betrieben zu sehen, die darauf spezialisiert sind Saatgut zu erzeugen. Diese Unternehmen ernten die Samen und bereiten daraus das Saatgut für Landwirte auf. Nur in Ausnahmefällen blühen Karotten schon im ersten Jahr. Bei diesen frühreifen Pflanzen wurde die Energie nicht in die Ausbildung der Wurzel, sondern in die Blüte gesteckt. Dementsprechend bleibt die Wurzel sehr klein, der Stiel ist hingegen kräftig ausgebildet und trägt Blüten.

Möhrensorten wachsen unterschiedlich schnell

Die Aussaat der Samen beginnt in Deutschland im Februar und endet im Juni. Auf leichten und schnell zu erwärmenden Böden werden bereits im Februar Sorten ausgesät, die nur wenig Zeit zum Wachsen brauchen. Im Mai und Juni werden die Karotten für die späte Ernte bzw. die Lagerung gesät, hier überwiegen Sorten, die eine längere Wachstumszeit haben. Oft werden hierfür schwerere Böden mit höherem Ton- und Lehmanteil bevorzugt. Unterschiedliche Böden und angepasste Sorten sorgen dafür, dass bei frühen Sorten die ersten Karotten schon drei Monate nach der Aussaat in den Geschäften verkauft werden können. Lagermöhren hingegen gelangen unter Umständen erst ein Jahr nach der Saat in die Supermärkte.


Dämme erleichtern den Anbau von Karotten

Möhren werden in Deutschland meist auf etwa 35 cm hohen Dämmen angebaut und nicht mehr in flachen Beeten, denn das hat einige Vorteile. Zum einen erwärmen sich die Dämme schneller und trocknen bei starken Regenfällen eher wieder ab. Zum anderen kann die Karotte in dem lockeren Boden des Damms gerade und gleichmäßig nach unten wachsen. Denn wenn sie beim Wachsen zum Beispiel auf Steine trifft, dann wird die Möhre krumm oder bekommt mehrere „Beine“. Moderne Anbaugeräte ermöglichen das Anhäufen des Dammes und die Aussaat der Samen in einem Arbeitsgang. Während des Wachstums stehen dann Unkrautbekämpfung, Düngung und bei Bedarf Beregnung im Vordergrund. Die Karotten werde zudem die ganze Zeit auf Krankheiten und Schädlinge hin beobachtet, bis sie den perfekten Erntezeitpunkt erreicht haben.

Möhren lieben Abwechslung

Wichtig ist jedoch, dass die Karotten im nächsten Jahr auf einer anderen Fläche angebaut werden. Es sollten sogar mehrere Jahre vergehen, bis sie auf dem gleichen Feld wieder wachsen. Damit wird verhindert, dass sich für Möhren typische Krankheiten und Schädlinge auf den Flächen stark vermehren. So kann man gesunde Karotten ohne häufige Pflanzenschutzmaßnahmen anbauen.


Karotten wachsen in ganz Deutschland

Es gibt mittlerweile kaum ein Bundesland, in dem keine Karotten angebaut werden. Die Flächen sind zwar unterschiedlich groß, doch der weit verbreitete Anbau in Deutschland macht es möglich, dass die Möhren auf kurzem Weg in die Geschäfte kommen. Auf rund 13.500 ha werden hier im Land von etwa 1.850 Landwirten Karotten angebaut. Das entspricht einer Fläche von mehr als 20.000 Fußballfeldern. Die meisten Möhren, knapp ein Drittel, werden dabei in Nordrhein-Westfalen angebaut. Auch Niedersachsen und Rheinland-Pfalz sind mit 15 % bzw. 12 % wichtige Anbaugebiete. Fast alle Regionen beliefern die Geschäfte über Monate mit frischen Möhren, setzen aber auch besondere Schwerpunkte. In Rheinland-Pfalz etwa hat man sich aufgrund des milden Klimas auf frühe Sorten spezialisiert. Ein größerer Teil davon wird mit Laub als Bundmöhre angeboten. In Nordrhein-Westfalen ist man etwas später im Jahr dran, dort werden mittelfrühe Sorten und Lagermöhren angebaut. In Schleswig-Holstein konzentriert man sich besonders stark auf späte Sorten, die ins Winterlager kommen. Untergebracht in Kühlhäusern halten sich die Lagermöhren dort bis weit ins nächste Frühjahr. In Niedersachsen und in den neuen Bundesländern spielt dagegen der Anbau für die Verarbeitung beispielsweise zu Saft oder Tiefkühlkost eine bedeutende Rolle. Bio-Karotten haben sich in den letzten Jahren einen festen Platz beim Gemüseanbau in Deutschland erobert. Auf 22 % der Möhrenfelder werden diese ökologisch angebaut. Größere Flächen gibt es in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.