Auch die Möhre hat eine Saison

Das ganze Jahr über können wir mittlerweile Karotten kaufen. Umso erstaunlicher ist es dann, dass auch dieses leckere Gemüse eine Saison hat. Im Gegensatz zu anderen heimischen Gemüsearten, wie Spargel, Tomaten, Gurken oder Brokkoli, sind Möhren sogar den größten Teil des Jahres aus deutschem Anbau erhältlich. Frühe, mittlere und späte Sorten sowie die gute Lagerfähigkeit machen das möglich. Die Saison startet mit der Ernte der Bundmöhren im Mai, etwas später kommen die ersten dickeren Karotten ohne Laub und schließlich im Winter die Lagermöhren mit ihrer besonders langen Haltbarkeit. Der Saisonkalender zeigt, wann welche Möhre Saison hat und ob sie dann direkt vom Feld oder aus dem Lager stammt oder nach Deutschland importiert wurde.


Bundmöhren leiten die Saison ein

Im Südwesten Deutschlands, wo das Klima besonders mild ist, können in der zweiten Maihälfte die ersten gebundenen Karotten mit Laub geerntet werden. Nach und nach folgen dann die übrigen Anbauregionen. Die süßlichen Bundmöhren starten, zusammen mit den Snack-Möhren, die Saison und benötigen von der Aussaat bis zur Ernte etwa drei Monate, bis sie erntereif sind. Die zarten Wurzeln eignen sich besonders gut zum Rohverzehr. Nach dem Kauf sollte das Kraut allerdings rasch entfernt werden, sonst entzieht es der Karotte wertvolle Inhaltsstoffe und Feuchtigkeit. Das Laub muss allerdings nicht weggeworfen werden, wenn es noch frisch ist. Es kann ebenfalls in der Küche verwendet werden. Bis in den Herbst hinein kommen Bundmöhren in Deutschland frisch vom Feld. In den Wintermonaten gibt es allerdings keine aus dem heimischen Anbau, da das Laub keinen Frost verträgt und mit dem Grün können die Karotten nicht eingelagert werden.

Möhren ohne Laub übernehmen die Saison im Sommer

Im Laufe des Junis werden die ersten mittelfrühen Sorten reif. Zuerst wieder im Südwesten, dann auch auf leichten Böden im Rheinland und anderen Regionen mit milder Witterung. Im Juli schließlich läuft die Ernte überall in Deutschland auf Hochtouren. Die Karotten aus der Ernte im Sommer und Herbst nehmen sich bis zu vier Monate Zeit, um dicker und runder als die Bundmöhren zu werden. Die später reifenden Sorten sind auch nicht so empfindlich und können ohne Laub in Schalen oder Beuteln verpackt werden. Bevor sie so in die Geschäfte kommen, werden die Karotten gewaschen und für verschiedene Verpackungsgrößen gewogen. Sie werden deshalb auch als Wasch- oder Gewichtsmöhren bezeichnet. Dank moderner Ernte- und Waschmethoden sind sie oft schon einen Tag nach der Ernte in den Geschäften erhältlich.

Lagermöhren polstern sich fürs Überwintern

Sorten mit einer noch längeren Entwicklungszeit eignen sich für die Einlagerung bis zum nächsten Frühjahr. Sie werden vor den ersten Frösten im Spätherbst geerntet, in Holzkisten gepackt und in großen Kühllagern aufbewahrt. Dabei wird in den Kisten Erde gelassen, damit die Karotten möglichst natürliche Bedingungen vorfinden und nicht austrocknen. So bleiben Nährstoffe und Geschmack weitgehend erhalten. Während des Winters stammen die Karotten somit vor allem aus dem Lager.

In sehr geringem Umfang werden Karotten auch im Feld gelassen und mit Folie oder Stroh abgedeckt, damit sie auch nach einem Frosteinbruch noch unbeschadet aus dem Boden kommen. Im Frühjahr wird es dann langsam etwas knapp mit dem deutschen Angebot. Dann kommen verstärkt Frühmöhren aus Israel, von der Insel Sizilien und aus Südspanien in die Geschäfte nach Deutschland. Im Mai liefern dann auch der Südwesten Frankreichs und Norditalien Karotten frisch vom Feld. Anschließend startet wieder die heimische Saison. Seit 2016 feiern wir die Saison der Möhre mit einer eigenen Eröffnungsfeier auf einem der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland.


Regional und Saisonal

Der Kauf von regionalen und saisonalen Lebensmitteln hat Vorteile für die Umwelt. Durch kurze Transportwege ist der Energieverbrauch und der Ausstoß des Treibhausgases CO2 niedriger. Und auch der Anbau auf dem freien Feld kann bei diesen Aspekten mehr punkten als der geschützte Anbau. Dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) zufolge ist heimisches Obst und Gemüse zur Haupterntezeit immer erste Wahl.